Intellektualisierung und Rationalisierung in der Gruppentherapie

Intellektualisierung und Rationalisierung
Wenn ein Gruppenmitglied während des Gruppentherapieprozesses intellektualisiert und rationalisiert, begrenzt es seine Verarbeitung auf rationale Vernunft und missachtet dabei emotionale, körperliche, tief gefühlte und de facto wirklich ausschlaggebende Aspekte seiner gegenwärtigen Realität. 
Es tut so, als wäre es ein intelligentes Wessen und würde nach den sozialen, moralen und logischen Regeln unserer etablierten Gesellschaft richtig handeln und denken. Dabei ist es aber ein gutangezogener Lügner. Es ist durch Scham oder Angst gesteuert. Es arbeitet und wirkt zwecks der Aufrechterhaltung eines alten, korrupten Regimes, das Regime der eigenen psychischen Störung. Hauptziel ist die eigene Blockade, welche den Therapieprozess der gesamten Gruppe in eine Sackgasse zu führen versucht, damit seine tief versteckte Wahrheit unsichtbar bleibt, der Schmerz, die Angst, der Scham, der Ekel... und wie es seine Seele deswegen dem Teufel verkauft hat. Denn es hätte viel Ehrlichkeit, Mut, Willenskraft, Akzeptanz, Selbstgefühl und Selbstliebe benötigt, dem Teufel die Augen mit den eigenen Fingern herauszuziehen und ihm die Nase mit den eigenen Zähnen zu amputieren.
Es tut so, als müsste es etwas verstehen, als müsste eine Ordnung herrschen, die es unter mentaler Kontrolle zu bezwingen wäre. Es geht hier aber leider um die Kontrolle unter der Diktatur der Störung! Die Diktatur des Intellekts. Die Instrumente des Menschen (hier die Intelligenz), seine eigenen Computer haben die Macht über den Menschen übernommen, stehen ihm nicht mehr zu seiner Verfügung. Und dies geschieht insgeheim. Versucht jemand dagegen zu sprechen, sei es der eigene Bauch oder ein anderes, emotional geladenes Gruppenmitglied, wird es sofort disqualifiziert, wird ihm die Zunge gezeigt.
Auf dieser Basis wird die Gruppentherapie zu einem Kaffeeklatsch, eine Zeit- und Geldverschwendung für die ganzen Gruppenmitglieder.
In der Verhaltenstherapie und in der Psychoanalyse benutzen wir unseren Intellekt als Instrument, um kognitive Verzerrungen, alte Denkfehler und dysfunktionale Denkmuster zu enttarnen und zu verändern. Es geht tatsächlich um eine Veränderung auf Verstandesebene. Das ist aber nur ein Teil der Arbeit, welche wir in der Psychotherapie leisten, der Rationale. Psychotherapeutische Heilung geschieht aber auf der Ebene des Gefühls, dort wo die gespeicherten Ideen und die damit verbundenen tiefen Konsequenzen für sich selbst zusammenkommen. In dieser Tiefe befinden sich die Emotionen, welche irrational gesteuert sind. Dort greift der Verstand nicht mehr hinein. Hierfür benutzen wir andere Werkzeuge: Intuition, Feingefühl, tiefe emotionale und psychosomatische Selbst- und Fremdwahrnehmung. Und wir üben hier, eine willentliche, spontane, freifliessende Handhabung zu erlangen, sogar zu BEHERRSCHEN. Diejenigen unter euch, die japanische Kampfkunst kennen, könnt es verstehen: der Samurai denkt nicht. Der ist ganz wach, in tiefem Kontakt mit allem was da ist. Sein Körper handelt ohne Kopf. Der Kopf ist zu langsam. Nur so kann er überleben. Das ist die Grundlage des Zen-Buddhismus. So schnell wie der Wind. Das ist Gefühl.