(PSYCHO) TRAUMATHERAPIE IN Hamburg Altona Ottensen & Hohwacht Plön Holstein
Egon Molineus ist als Psychologischer Psychotherapeut/ Traumatherapie mit EMDR nach Francine Shapiro zertifiziert
Was ist ein TRAUMA?
Ein psychisches Trauma, hervorgerufen durch ein zutiefst erschütterndes und außergewöhnliches Ereignis, kann tiefe seelische Wunden hinterlassen. Solch ein traumatisches Erlebnis versetzt die betroffene Person in einen Zustand extremer Angst und Hilflosigkeit, da sie die Situation nicht bewältigen konnte.
Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Auswirkungen eines solchen Traumas biochemisch im Gehirn gespeichert werden. Noch weitreichender ist, dass diese traumatischen Erfahrungen auf genetischer Ebene in der DNA der Zellen verankert werden und somit an nachfolgende Generationen weitergegeben werden können.
Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass psychische Traumata nicht nur das unmittelbare Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen, sondern auch tiefgreifende, langfristige Auswirkungen auf die Nachkommenschaft haben können. Die Weitergabe dieser biochemischen und genetischen Veränderungen unterstreicht die Notwendigkeit, traumatische Erlebnisse frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln, um die seelische Gesundheit nicht nur der Betroffenen, sondern auch zukünftiger Generationen zu schützen.
Haben Sie traumatische Erfahrungen gemacht?
- einen Unfall
- einen Überfall
- einen Brand
- ein Unglück
- körperliche wie seelische Misshandlung
- Gewalt
- grausame Bestrafung
- Krieg
- Geiselnahme
- Vergewaltigung
- sexuellen Missbrauch
- Folter
- eine Katastrophe
- lebensbedrohliche medizinische Zustände (z.B. Krebserkrankung)
- emotionale Vernachlässigung
- Verwahrlosung
- soziale Ausgrenzung
- oder Mobbing
- wurden Sie alleingelassen
Oder waren als Zeuge damit konfrontiert?
Erlebten Sie diese posttraumatischen Erscheinungen?
- Belästigen Sie das Gefühl der Gefahr, dauernd auf der Hut zu sein, Schlaf- und Konzentrationsschwierigkeiten, Scham- und Schulgefühle, Anspannung, Schreckhaftigkeit, Angst, Erinnerungen an das schockierende Ereignis, Alpträume?
- Sind Sie so nervös, unruhig, wütend, dass Sie mehr schwitzen, oder Herzrasen spüren?
- Müssen Sie alles vermeiden, was Sie daran erinnert? (Vermeiden Sie verbal, örtlich, sozial, materiell?)
- Haben Sie das Gefühl der Unwirklichkeit? Fühlen Sie sich emotional „wie betäubt“, entfremdet? (Vermeiden Sie mental?)
- Haben Sie das Gefühl, die Hoffnung, die Freude, die Kontrolle verloren zu haben, so dass Sie vielleicht ständig rauchen, zur Flasche oder zu Beruhigungsmittel greifen müssen?
- Überfordern Sie Ihre täglichen Aufgaben?
- Sind Sie misstrauischer gegenüber der Welt und sich selbst geworden? Leiden auch Ihre sozialen Beziehungen unter Ihrem frustrierten, reizbaren Zustand? Haben Sie sich schon von den anderen Menschen zurückgezogen?
Traumatische Erfahrungen können zu folgenden psychischen Störungen führen:
- Akute Belastungsreaktion
- Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS, PTSD)
- Depression
- Alkoholismus
- Medikamentenmissbrauch
- Phobien
- Angststörungen, wie z.B. Panikstörung
- Arbeitslosigkeit
- körperlichen Erkrankungen
- wiederkehrenden Albträume
- dissoziativen (Trance-ähnlichen) Zustände
- Selbstverletzendem Verhalten
- Suizid
Oft sind die traumatisierenden Ereignisse nicht mehr im bewussten Gedächtnis, wenn man unter manchen psychosomatischen Störungen leidet.
Durch rechtzeitige, professionelle Hilfsmaßnahmen lassen sich die Symptome stark reduzieren und langfristige chronifizierte Störungen vermeiden!
AKUTE BELASTUNGSREAKTION
Welche sind die Symptome einer Akuten Belastungsreaktion?
A. Nach dem traumatischen Ereignis folgen innerhalb einer Stunde manche folgender Symptome:
- Dissoziativer Stupor
- Palpitationen
- Herzklopfen
- erhöhte Herzfrequenz
- Schweißausbrüche
- Tremor
- Mundtrockenheit
- Atembeschwerden
- Beklemmungsgefühl
- Thoraxschmerzen und –Missempfindungen
- Nausea oder abdominelle Missempfindungen (z.B. Kribbeln im Magen)
- Gefühl von Schwindel
- Unsicherheit
- Schwäche und Benommenheit
- Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation) oder man selbst ist weit entfernt oder "nicht wirklich hier" (Depersonalisation)
- Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder "auszuflippen"
- Angst zu sterben
- Hitzegefühle oder Kälteschauer
- Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle
- Muskelverspannung
- Schmerzen
- Ruhelosigkeit und Unfähigkeit zum Entspannen
- Gefühle von Aufgedrehtsein
- Nervosität und psychischer Anspannung
- Kloßgefühl im Hals oder Schluckbeschwerden
- übertriebene Reaktionen auf kleine Überraschungen oder Erschrecktwerden
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Leeregefühl im Kopf wegen Sorgen oder Angst
- anhaltende Reizbarkeit
- Einschlafstörungen wegen der Besorgnis
- Rückzug von erwarteten sozialen Interaktionen
- Einengung der Aufmerksamkeit
- offensichtliche Desorientierung
- Ärger oder verbale Aggression
- Verzweifelung oder Hoffnungslosigkeit
- unangemessene oder sinnlose Überaktivität
- unkontrollierbare und außergewöhnliche Trauer.
B. Wenn die Belastung vorübergehend ist oder gemildert werden kann, beginnen die Symptome nach frühestens acht Stunden abzuklingen. Hält die Belastung an, beginnen die Symptome nach höchstens 48 Stunden nachzulassen.
POSTTRAUMATISCHE BELASTUNGSSTÖRUNG
Welche sind die Symptome einer Posttraumatischen Belastungsstörung?
A. Die Betroffenen sind einem kurz- oder lang haltenden Ereignis oder Geschehen von außergewöhnlicher Bedrohung oder mit katastrophalem Ausmaß ausgesetzt, das nahezu bei jedem tief greifende Verzweiflung auslösen würde.
B. Anhaltende Erinnerungen oder Wiedererleben der Belastung durch aufdringliche Nachhallerinnerungen (Flashbacks), lebendige Erinnerungen, sich wiederholende Träume oder durch innere Bedrängnis in Situationen, die der Belastung ähneln oder mit ihr in Zusammenhang stehen.
C. Umstände, die der Belastung ähneln oder mit ihr im Zusammenhang stehen, werden tatsächlich oder möglichst vermieden. Dieses Verhalten bestand nicht vor dem belastenden Erlebnis.
D. Entweder 1. oder 2.
1. Teilweise oder vollständige Unfähigkeit, einige wichtige Aspekte der Belastung zu erinnern.
2. Anhaltende Symptome einer erhöhten psychischen Sensitivität und Erregung (nicht vorhanden vor der Belastung) mit zwei der folgenden Merkmale:
2.1. Ein- und Durchschlafstörungen,
2.2. Reizbarkeit oder Wutausbrüche,
2.3. Konzentrationsschwierigkeiten,
2.4. Hypervigilanz,
2.5. erhöhte Schreckhaftigkeit.
E. Die Kriterien B., C. und D. treten innerhalb von sechs Monaten nach dem Belastungsereignis oder nach Ende einer Belastungsperiode auf. (In einigen speziellen Fällen kann ein späterer Beginn berücksichtigt werden, dies sollte aber gesondert angegeben werden).
Traumafokussierte vs. Nicht-traumafokussierte Interventionen
Verarbeitung traumatischer Erlebnisse
Traumafokussierte Therapien zielen direkt auf die Verarbeitung traumatischer Erlebnisse ab. Bekannte Methoden sind:
- TF-KVT: Kognitive Verhaltenstherapie mit Techniken wie imaginativer Exposition und kognitiver Umstrukturierung.
- EMDR: Verarbeitung traumatischer Erinnerungen mithilfe von Augenbewegungen.
Nicht-traumafokussierte Therapien konzentrieren sich auf die Bewältigung von Symptomen und die Entwicklung von Fähigkeiten. Beispiele sind:
- Stressimpfungstraining: Techniken zur Entspannung und Stressbewältigung.
- Stabilisierende Gruppenprogramme: Förderung von Sicherheit und Ressourcen.
Phasenbasierte Ansätze kombinieren beide Ansätze. Sie beginnen oft mit stabilisierenden Maßnahmen und gehen dann zur direkten Traumaverarbeitung über. Beispiele sind:
- STAIR/NT: Integriert Emotionsregulation und narrative Exposition.
- DBT-PTBS: Kombiniert DBT mit traumafokussierten Techniken.
Bei PTBS ist die traumafokussierte Therapie die erste Wahl. Nicht-traumafokussierte Therapien können ergänzend eingesetzt werden, insbesondere bei komplexen Traumafolgestörungen. Phasenbasierte Ansätze bieten eine flexible Kombination beider Ansätze.
Beschreibung der speziellen Psychotraumatherapie
was is Traumatherapie
Beschreibung der speziellen Psychotraumatherapie für traumatisierte Patienten
Die Psychotraumatherapie ist ein spezialisiertes Behandlungsfeld innerhalb der Psychotherapie, das sich auf die Heilung und Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen konzentriert. Traumatische Ereignisse können das Leben eines Menschen tiefgreifend beeinflussen und eine Vielzahl von psychischen und physischen Symptomen hervorrufen. Die spezielle Psychotraumatherapie bietet einen strukturierten und integrativen Ansatz zur Behandlung dieser tiefen Wunden, um den Patienten zu helfen, ihre Lebensqualität zu verbessern und ihre emotionale und psychische Gesundheit wiederherzustellen.
1. Sicherer therapeutischer Rahmen
Ein grundlegender Aspekt der Psychotraumatherapie ist die Schaffung eines sicheren und vertrauensvollen therapeutischen Rahmens. Der Therapeut stellt sicher, dass der Patient sich in der Therapie sicher und unterstützt fühlt. Dies ist entscheidend, da es dem Patienten ermöglicht, sich zu öffnen und die traumatischen Erlebnisse zu teilen, ohne Angst vor Verurteilung oder Retraumatisierung zu haben.
2. Stabilisierung
Bevor traumatische Erlebnisse direkt angegangen werden, ist es oft notwendig, den Patienten zu stabilisieren. Stabilisierung bedeutet, dass der Patient Techniken und Strategien erlernt, um mit akuten Symptomen wie Angst, Panikattacken, Flashbacks und Dissoziation umzugehen. Zu den Stabilisierungstechniken gehören:
- Atemübungen und Entspannungstechniken: Methoden wie tiefe Bauchatmung oder progressive Muskelentspannung helfen, die physiologische Stressreaktion zu reduzieren.
- Achtsamkeitsübungen: Diese Techniken fördern die Präsenz im Hier und Jetzt und helfen, intrusive Gedanken und Flashbacks zu reduzieren.
- Bodenständigkeitsübungen: Techniken, die den Patienten helfen, sich geerdet und sicher zu fühlen, wie z.B. das Festhalten an einem festen Gegenstand oder das bewusste Wahrnehmen der eigenen Umgebung.
3. Traumabearbeitung
Die Bearbeitung des Traumas kann durch verschiedene therapeutische Ansätze erfolgen, die alle das Ziel haben, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten und die damit verbundenen emotionalen Belastungen zu reduzieren. Einige der häufig verwendeten Methoden sind:
- EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing): Diese Methode nutzt bilaterale Stimulationen, wie Augenbewegungen, um die Verarbeitung traumatischer Erinnerungen zu unterstützen. Der Patient fokussiert sich auf das traumatische Erlebnis, während er geführte Augenbewegungen oder andere bilaterale Stimulationen durchführt, was die emotionale Belastung reduziert und die Erinnerung in das Langzeitgedächtnis integriert.
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Diese Methode hilft, dysfunktionale Gedankenmuster und Verhaltensweisen zu identifizieren und zu verändern. Der Patient lernt, negative Überzeugungen, die durch das Trauma entstanden sind, zu erkennen und durch realistischere und positivere Gedanken zu ersetzen.
- Traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie (TF-KVT): Eine spezialisierte Form der KVT, die speziell auf die Verarbeitung von traumatischen Erlebnissen abzielt. Sie beinhaltet Expositionsübungen, kognitive Umstrukturierung und die Entwicklung von Bewältigungsstrategien.
- Körperorientierte Ansätze, die darauf abzielen, die im Körper gespeicherten traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten. Der Patient lernt, körperliche Empfindungen wahrzunehmen und zu verstehen, wie sie mit dem Trauma verbunden sind, und entwickelt Techniken, um diese Empfindungen zu regulieren.
- Narrative Expositionstherapie (NET): Diese Methode konzentriert sich darauf, die traumatische Geschichte des Patienten in einer kohärenten Erzählung zu rekonstruieren. Der Patient erzählt seine Lebensgeschichte chronologisch, wobei er sowohl positive als auch traumatische Erlebnisse integriert, um eine zusammenhängende und sinnvolle Lebensgeschichte zu entwickeln.
4. Emotionale Verarbeitung
Ein wichtiger Teil der Traumabearbeitung ist die emotionale Verarbeitung. Dies umfasst:
- Erleben und Ausdrücken von Emotionen: Der Patient wird ermutigt, die mit dem Trauma verbundenen Emotionen wie Angst, Wut, Trauer und Scham zu fühlen und auszudrücken. Dies kann durch Gespräch, Kunsttherapie oder Schreiben geschehen.
- Akzeptanz und Validierung: Der Therapeut unterstützt den Patienten dabei, seine Emotionen zu akzeptieren und zu validieren, was zu einer emotionalen Entlastung und einer Reduktion der emotionalen Intensität führt.
Die kognitive Neubewertung ist ein zentraler Bestandteil der Traumatherapie und umfasst:
- Identifikation negativer Gedanken: Der Patient lernt, negative und dysfunktionale Gedankenmuster zu erkennen, die durch das Trauma entstanden sind.
- Kognitive Umstrukturierung: Diese negativen Gedanken werden durch realistischere und positivere Überzeugungen ersetzt. Der Patient entwickelt ein neues Verständnis für das traumatische Erlebnis und seine Auswirkungen, was zu einer Reduktion der emotionalen Belastung führt.
6. Integration
Die Integration des traumatischen Erlebnisses in die eigene Lebensgeschichte ist ein wesentlicher Schritt in der Traumatherapie. Dies bedeutet:
- Kohärente Erzählung: Der Patient entwickelt eine zusammenhängende und verständliche Geschichte des traumatischen Ereignisses.
- Lebensgeschichte einbinden: Das Trauma wird als Teil der eigenen Lebensgeschichte akzeptiert, ohne dass es die gesamte Identität dominiert. Der Patient erkennt, dass das Trauma ein Teil seines Lebens ist, aber nicht sein gesamtes Leben definiert.
7. Reduktion von Flashbacks und Intrusionen
Durch Techniken wie EMDR und Achtsamkeit werden die Häufigkeit und Intensität von unerwünschten Erinnerungen, Flashbacks und Intrusionen reduziert. Der Patient lernt, im Moment präsent zu bleiben und intrusive Gedanken weniger Raum zu geben.
8. Somatische Verarbeitung
Die somatische Verarbeitung ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Traumatherapie und umfasst:
- Körperbewusstsein: Der Patient lernt, Körperempfindungen wahrzunehmen und zu verstehen, wie sie mit dem Trauma verbunden sind.
- Körperorientierte Therapie: Methoden helfen, körperliche Reaktionen auf das Trauma zu verarbeiten und zu lösen.
9. Förderung von Sicherheit und Kontrolle
Ein zentraler Aspekt der Traumatherapie ist die Wiederherstellung eines Gefühls der Sicherheit und Kontrolle über das eigene Leben. Dies umfasst:
- Stabilisierungsstrategien: Techniken zur Beruhigung und Selbstregulation, wie z.B. Atemübungen, Entspannungstechniken und Achtsamkeitsübungen.
- Aufbau von Bewältigungsstrategien: Der Patient entwickelt und wendet Fähigkeiten an, um mit Stress und traumabezogenen Symptomen umzugehen. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit.
10. Soziale Unterstützung und Selbstfürsorge
Die Rolle der sozialen Unterstützung und Selbstfürsorge kann nicht genug betont werden. Der Patient wird ermutigt, ein starkes Netzwerk aus Familie, Freunden oder Selbsthilfegruppen aufzubauen, das emotionale und praktische Unterstützung bietet. Zudem wird die Bedeutung von Selbstfürsorge betont, einschließlich regelmäßiger körperlicher Aktivität, gesunder Ernährung und ausreichendem Schlaf.
11. Langfristige Nachsorge und Prävention
Nach der intensiven Phase der Traumatherapie ist es wichtig, langfristige Nachsorge- und Präventionsstrategien zu entwickeln, um Rückfälle zu vermeiden und die erzielten Fortschritte zu erhalten. Dies kann regelmäßige therapeutische Sitzungen, Teilnahme an Selbsthilfegruppen oder kontinuierliche Praxis von Bewältigungsstrategien umfassen.
Fazit
Die spezielle Psychotraumatherapie für traumatisierte Patienten ist ein umfassender und integrativer Ansatz, der auf die individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen jedes Patienten abgestimmt ist. Sie umfasst die Schaffung eines sicheren therapeutischen Rahmens, die Stabilisierung des Patienten, die Bearbeitung und Integration des Traumas, die emotionale und kognitive Neubewertung, die Reduktion von Flashbacks und Intrusionen, die somatische Verarbeitung, die Förderung von Sicherheit und Kontrolle, die Bedeutung von sozialer Unterstützung und Selbstfürsorge sowie langfristige Nachsorge und Prävention. Durch diesen ganzheitlichen Ansatz können traumatisierte Patienten lernen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und ein erfülltes und funktionales Leben zu führen.
Traumabearbeitung nach DBT-PTBS Program
Konfrontation + Integration
Chronologischer Therapieverlauf der Traumakonfrontation + Integration DBT-PTBS Program
Phase 1: Vorbereitung und Stabilisierung
- 1. Ziele Festlegen:
- Ermöglichung einer kontrollierten Auseinandersetzung mit traumatischen Erinnerungen.
- Exposition und Durchleben der assoziierten Emotionen.
- Unterstützung bei der Bewältigung intensiver Emotionen und Vermeidung von Überflutung oder Dissoziation.
- Verarbeitung und Neubewertung der traumatischen Erinnerungen.
- 2. Techniken zur Stabilisierung:
- Achtsamkeitsübungen zur Erdung: Bewusstes Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments, Förderung einer nicht-wertenden Haltung.
- Emotionsregulation: Anwendung von DBT-Fertigkeiten zur Modulation intensiver Gefühle.
- Stresstoleranztraining: Techniken wie TIPP-Skills (Temperatur, Intensive Bewegung, Progressive Muskelentspannung, Paced Breathing).
- Identifizieren und Benennen von Gefühlen: Emotionale Differenzierung und präzise Benennung verschiedener Gefühle.
- 3. Therapeutische Unterstützung:
- Validierung der Erfahrungen des Patienten.
- Coaching bei der Anwendung der Fertigkeiten.
Phase 2: Konfrontation und Exposition
- 4. Exposition (kontrollierte Traumakonfrontation):
- Narrative Exposition: Der Patient erzählt seine traumatischen Erlebnisse detailliert.
- Imaginative Exposition: Geführtes Wiedererleben des Traumas in der Vorstellung.
- Prolongierte Exposition: Wiederholte Konfrontation mit Traumaerinnerungen.
- Dual-Aufmerksamkeits-Stimulation (EMDR): Bilaterale Stimulation während der Erinnerungsarbeit.
- 5. Integration von Expositionstechniken:
- Dosierte Konfrontation: Verwendung von Skills, um im “Fenster der Toleranz” zu bleiben und Überwältigung zu vermeiden.
- Therapeutische Unterstützung: Kontinuierliche Begleitung und Unterstützung durch den Therapeuten.
Phase 3: Verarbeitung und Integration
- 6. Verarbeitung traumatischer Erinnerungen:
- Verbalisierung: Detailliertes Erzählen der traumatischen Erfahrung, Strukturierung und Ordnung der Erinnerungen.
- Kontextualisierung: Einordnung des Traumas in den zeitlichen und biografischen Kontext, Verständnis der Umstände und Folgen.
- Bedeutungsgebung: Suche nach Sinn oder Lehren aus der Erfahrung, Entwicklung einer persönlichen Perspektive.
- 7. Techniken zur Förderung der Integration:
- Narrative Exposition: Chronologisches Erzählen der Lebensgeschichte, einschließlich des Traumas, zur Einordnung in den Lebenslauf.
- Zeitlinien-Arbeit: Visuelle Darstellung der Lebensgeschichte und Positionierung des Traumas im Kontext anderer Lebensereignisse.
- Journaling: Regelmäßiges Schreiben über Erfahrungen und Gefühle, Förderung der Reflexion und Verarbeitung.
- Kognitive Restrukturierung: Überprüfung und Anpassung traumabezogener Überzeugungen, Integration neuer, adaptiverer Sichtweisen.
Phase 4: Abschluss und Nachsorge
- 8. Abschluss der Therapie:
- Sicherstellung der vollständigen Integration der Erfahrungen ins autobiografische Gedächtnis.
- Reduktion von Vermeidungsverhalten und Förderung einer stabilen emotionalen Verarbeitung.
- 9. Nachsorge:
- Regelmäßige Nachbesprechungen zur Sicherstellung der langfristigen Stabilität und Integration.
- Anpassung und Verstärkung von Emotionsregulations- und Stresstoleranztechniken im Alltag.
TraumaFokussierte Kognitive Verhaltenstherapie
TF-KVT
1. TraumaFokussierte Kognitive Verhaltenstherapie (TF-KVT) ist eine spezialisierte Therapieform zur Behandlung von Traumafolgestörungen, insbesondere der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Die Therapie kombiniert kognitive Verhaltenstechniken mit traumafokussierten Methoden, die chronologisch in mehreren Phasen organisiert sind.
1.1. Stabilisierungsphase
In dieser ersten Phase lernt der Patient Techniken zur Bewältigung intensiver Gefühle und Flashbacks. Dazu zählen:
1.1.1. Achtsamkeits und Entspannungsübungen
Diese Übungen reduzieren das Erregungsniveau und helfen, mit starken Emotionen umzugehen.
1.1.2. Affektregulation
Der Patient lernt, seine emotionalen Reaktionen besser zu kontrollieren.
1.2. Psychoedukation
Der Patient wird über Trauma und PTBS aufgeklärt, um ein besseres Verständnis für die eigenen Symptome zu entwickeln:
1.2.1. Wissensvermittlung über Trauma und PTBS
Erläuterung, wie Traumata das Gehirn und Verhalten beeinflussen:
1.2.1.1. Verständnis der biologischen Reaktionen auf Trauma
Traumatische Erlebnisse aktivieren das Gehirn auf intensive Weise. Insbesondere das limbische System, das für die Verarbeitung von Emotionen verantwortlich ist, reagiert stark. Diese Reaktionen führen zu Symptomen wie Hypervigilanz (übermäßige Wachsamkeit), Flashbacks und starken emotionalen Reaktionen. Der Patient erfährt, wie das Gehirn auf Gefahrensignale reagiert und warum es nach einem Trauma zu anhaltenden Stressreaktionen kommen kann.
1.2.1.2. Erklärung der Gedächtnisveränderungen
Ein Trauma kann die Art und Weise verändern, wie Erinnerungen gespeichert werden. Häufig werden traumatische Erlebnisse fragmentiert und schwer zugänglich im Gedächtnis abgelegt, was zu wiederkehrenden und aufdringlichen Erinnerungen (Flashbacks) führen kann. Der Patient lernt, dass diese Erinnerungen nicht willkürlich auftauchen, sondern eine normale Reaktion auf das Trauma sind.
2. Traumabearbeitung
In dieser zentralen Phase werden traumatische Erlebnisse direkt bearbeitet, meist durch Expositionstherapie:
2.1. Expositionstherapie (Prolonged Exposure, PE)
2.1.1. Imaginative Exposition (in sensu)
Der Patient durchlebt das Trauma in Gedanken, um die emotionale Reaktion abzuschwächen.
2.1.2. InvivoExposition
Der Patient konfrontiert sich mit realen, nicht gefährlichen Reizen, die mit dem Trauma in Verbindung stehen, um Ängste abzubauen.
2.2. Kognitive Umstrukturierung
Bearbeitung und Veränderung dysfunktionaler Überzeugungen und Gedanken, die durch das Trauma entstanden sind:
2.2.1. Identifikation und Modifikation dysfunktionaler Kognitionen
Negative Gedanken werden identifiziert und durch realistischere, weniger belastende ersetzt.
2.2.2. Veränderung traumatischer Überzeugungen
Überzogene oder verzerrte Überzeugungen werden bearbeitet, um Schuld und Schamgefühle zu reduzieren.
2.3. Imagery Rescripting (Bildliche Umgestaltung)
Der Patient stellt sich das traumatische Erlebnis vor, um es gedanklich zu verändern, was zu einer positiven emotionalen Umgestaltung führt.
2.4. Verhaltensexperimente
Der Patient testet Überzeugungen und Annahmen, die mit dem Trauma zusammenhängen, durch gezielte Verhaltensänderungen im Alltag.
3. Integration und Rückfallprävention
In der abschließenden Phase werden die erlernten Strategien in den Alltag integriert:
3.1. Lebensintegration
Die erlernten Techniken werden im Alltag angewendet, um eine langfristige Verbesserung der Lebensqualität zu erreichen.
3.2. Strategien zur Rückfallprävention
Pläne werden entwickelt, um mögliche Rückfälle zu bewältigen und die erlernten Techniken dauerhaft zu nutzen.
Die TF-KVT wird individuell auf den Patienten abgestimmt und kombiniert die beschriebenen Methoden, um eine nachhaltige Behandlung der Traumafolgestörungen zu gewährleisten.
spezielle Traumatherapie und Verhaltenstherapie
„Spezielle Traumatherapie/ spezielle Psychotraumatologie“ ist ein ist Begriff, welcher eine Behandlung der posttraumatischen Symptomatik mit spezifischen fachmännischen Behandlungsstrategien beschreibt. Meistens können diese Strategien aus der Verhaltenstherapie, aus der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie oder aus der EMDR stammen.
An der bundesweit anerkannten, durch die Deutsche Gesellschaft für Psychotraumatologie definierten, zweijährigen Ausbildung in „Spezieller Psychotraumatologie“ nahmen wir zusammen psychologische und ärztliche Psychotherapeuten, welche eine abgeschlossene Approbation als Verhaltenstherapeuten, psychoanalytische Psychotherapeuten oder als tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapeuten besitzen. Dadurch werden diese Psychotherapeuten zu Fachleuten für die Behandlung von posttraumatischen Störungen ausgebildet.
Es ist sehr empfehlenswert, nach der Ausbildung zum (Verhaltens-/ analytischen-/ …) Therapeuten die Ausbildung in spezieller Psychotraumatologie zu absolvieren, wenn man Störungen behandelt, denen Traumata vorgegangen sind.
EMDR in Hamburg & Plön Ostholstein ?
Egon Molineus ist als Psychologischer Psychotherapeut / Traumatherapie mit EMDR nach Shapiro zertifiziert
EMDR steht für Eye- Movement Desensitization and Reprocessing = Desensibilisierung und Neuverarbeitung mit Augenbewegungen.
EMDR ist eine verhaltenstherapeutische, entspannende und gleichzeitig partiell-visuell-konfrontative und distanzierende Psychotherapiemethode, die in der Sicherheit der Therapiesitzung durchgeführt wird. Eine Retraumatisierung wird völlig vermieden.
Der stabil begleitende Therapeut benutzt für die bifokale Stimulierung (der beiden Gehirnhemisphären) induzierte Augenbewegungen, Antippen der Hände, Schnippen mit den Händen oder akustische Sinnesreize, die die Patientin jederzeit unterbrechen kann, wenn sie will.
Der Patient richtet seine Aufmerksamkeit gleichzeitig auf die traumatische Erinnerung der Vergangenheit und auf die bewegende Hand des Therapeuten im Hier und Jetzt.
Die bipolare Stimulierung beider Gehirnhälften bewirkt eine physiologische Entspannung mit Verminderung der Herzfrequenz, die eine entlastende Traumaverarbeitung ermöglicht (Gegenkonditionierung). Die traumatischen Erinnerungen werden eingeordnet. Die Symptome werden infolgedessen abgeschwächt (Dekonditionierung).
Die bipolare Stimulierung fördert das Prozessieren der traumatischen Erinnerungen. Affekte werden verträglich erlebt.
Die bestehenden Stärken der Patientin unterstützen den Prozess.
Die durch das Trauma blockierten, nicht mehr bewusst verfügbaren traumatischen Erfahrungen werden zurück gewonnen, verarbeitet, integriert, neu bewertet.
Zuerst findet eine Exposition zu den negativen Erinnerungen statt, dann wird frei assoziiert. Intensität der Emotionen gibt nach. Negative Assoziationen werden aufgelöst, sie treten dann nicht mehr auf. Stattdessen werden positive, wohltuende Gedanken installiert. Dieser Gewinn lässt sich körperlich als Entspannung empfinden.
Die Veränderung wird stabilisiert. Emotionaler Gleichgewicht und Verbesserung der Affektkontrolle werden hergestellt. Elektronische Bilder vom Gehirn belegen die physiologischen Veränderungen bei Traumatisierten (Lansing u.a. 2005).
EMDR ist wirksam in der Behandlung von Störungen, die in Folge psychischer Traumatisierungen auftreten wie z. B. AKUTE BELASTUNGSREAKTION, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Somatisierungsstörungen, Panikstörungen, komplizierte Trauerreaktionen, Substanzabhängigkeiten, chronische Schmerzsyndrome, Phobien.
EMDR-PROTOKOLL kurz
EMDR-PROTOKOLL
• Ausgangsthema/ AUSGANGSSITUATION.
• AUSGANGSBILD oder intrusiver Sinneseindruck „Was ist der schlimmste Moment des Vorfalls?“
„Welches Bild taucht auf, wenn Sie daran denken?“: …
• NK: NEGATIVE SELBSTÜBERZEUGUNG (mit Affekt) zu diesem Ausgangsbild/-sinneseindruck.
„Ich …“
• PK: POSITIVE SELBSTÜBERZEUGUNG zu dem Ausgangsbild (im Gegensatz zur NK, mit Affekt).
• VoC: STIMMIGKEIT der PK. Vom Gefühl her in der Gegenwart.1-2-3-4-5-6-7
• GEGENWÄRTIGE EMOTIONEN
„Wenn Sie sich (AUSGANGSBILD) vorstellen und gleichzeitig NK denken welche Gefühle tauchen dann jetzt auf?
• SUD: Belastungsgrad. Wie belastend fühlt sich das jetzt an?“: 0-1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
• Wahrnehmen und lokalisieren der gegenwärtigen KÖRPEREMPFINDUNGEN beim Gegenwärtigen des Ausgangbildes und gleichzeitig der NK.
• Durcharbeiten.
Fokussierung auf die Innenwahrnehmung. Einstieg mit AUSGANGSBILD und gleichzeitig NK
Start der bifokalen Stimulierung
• Abfragen von SUD
• Überprüfen der PK
• VoC der neuen PK einschätzen!
• Verankerung der PK mit der Ausgangssituation mittels bifokaler Stimulierung
• Körpertest
Stellen Sie sich die Ausgangssituation (nicht das Ausgangsbild) vor und sagen Sie (PK)!
• Abschlussritual. Entspannungs-/ Distanzierungsübung:
EMDR-PROTOKOLL lang
EMDR-PROTOKOLL
1.- Anamnese und Behandlungsplanung
Checkliste & Kontraindikationen:
Besteht eine stabile, vertrauensvolle Klientin- Therapeutin- Beziehung?
Bin ich bereit, den gesamten Prozess zu begleiten?
Sind die aktuellen Belastungen/Ängste gegenwärtig angemessen oder real?
Sind die Belastungen bzw. Angstauslöser objektiv gesehen vorbei?
Haben die Belastenden Erinnerungen/Ängste eine gegenwärtige sinnliche Resonanz?
Kann eine ausreichende körperliche Belastbarkeit angenommen werden? (Herz/ Kreislauf, Schwangerschaft, neurologische Gesundheit). Keine Augenerkrankungen?
Besteht eine ausreichende psychische Stabilität/Fähigkeit zur Selbstregulation? Distanzierungsfähigkeit? Emotionale Selbstkontrolle? Fähigkeit zur Selbstberuhigung/ Entspannungsfähigkeit? Integrationsfähigkeit? Sicherheitsbedürfnisse erfüllt?/ Aktuelle Unterstützung? Keine aktuellen psychotischen Symptome oder hirnorganischen Erkrankungen. Keine Reduzierte Ich-Stärke.
Steht im Alltag genug Energie für tief greifende emotionale Prozesse zur Verfügung?
Ist ein sekundärer Gewinn durch die belastenden Symptome auszuschließen?
Ist die Festlegung/ Auswahl der Bearbeitungsziele erfolgt?
Ist ausreichend Zeit, um die Sitzung in Ruhe zum Abschluss zu bringen?
Start der EMDR- Sitzung.
Anamnese:
Symptome/ Reaktionsmuster/ Lokalisation/ Häufigkeit:
• Auf der Verhaltensebene: …
• Auf der kognitiven Ebene: …
• Auf der emotionalen Ebene: …
Belastende Erinnerungen:
• Intrusive innere Bilder: …
• Intrusive innere Kognitionen: …
• Intrusive innere Gefühle: …
Dauer der Beschwerden: …
Aktuelle Auslöser: …
Weitere Vorfälle in der Vergangenheit, die sich auf die Beschwerden ausgewirkt haben: …
Gegenwärtiges Befinden: …
Parallele zwischen Vergangenheit und Gegenwart: …
Aktuelle Belastungen und Dysfunktionen, besonders auch in Bezug auf das familiäre und soziale System: …
Vorhandene Ressourcen: …
Angestrebter Zielzustand: …
Festlegen der Ausgangsthemen: Punkte, die die unverarbeiteten, dysfunktionalen Gedächtnisinhalten aktivieren:
Verursachende Ereignisse: …
Aktuelle Auslöser: …
2.- Stabilisierung und Vorbereitung für EMDR.
Entspannungstechniken vermitteln:
PME
Sicherer Ort
Sicherer Ort - Stichwort: …
Techniken zur Flashback- Kontrolle vermitteln:
Lichtstrahlmethode
5.4.3.2.1- Methode
Distanzierungstechniken vermitteln:
Inner Helfer
Techniken zur Erdung vermitteln:
Grounding
Erklärung von EMDR (neurologische Speicherung, Hemisphärenstimulation, beschleunigte Wahrnehmungsverarbeitung).
Besprechen der (Beobachter-)Rolle der Klientin und der Therapeutin während des Prozesses.
Bilder und Metaphern zum Verständnis zu fördern.
Sitzposition
Bipolare Stimulierungsart (optisch/ taktil/ akustisch) festlegen: …
Vereinbarung eines Stopp- Signals: …
3.- Einschätzung.
Ausgangsthema/ AUSGANGSSITUATION auswählen.
„An welcher Erinnerung (aktuellem Auslöser/ belastender Erwartung) möchten Sie heute arbeiten?“: …
AUSGANGSBILD oder intrusiver Sinneseindruck auswählen und fokussieren:
„Was ist der schlimmste Moment des Vorfalls?“: …
„Welches Bild taucht auf, wenn Sie daran denken?“: …
NK: NEGATIVE SELBSTÜBERZEUGUNG (generalisiert, dysfunktional, ohne Verneinung, mit Affekt) zu diesem Ausgangsbild/-sinneseindruck finden.
„Welche negative Überzeugung über Sie selbst löst dieses Bild bei Ihnen aus?“: „Ich …“
PK: POSITIVE SELBSTÜBERZEUGUNG/ SELBSTBESTIMMUNG zu dem Ausgangsbild (im Gegensatz zur NK, positiv, generalisierbar, realisierbar, ohne Verneinung, mit Affekt) finden.
„Wenn Sie sich (intrusives Bild) vorstellen, was würden Sie heute lieber über sich denken?“: …
VoC: Validity of cognition = STIMMIGKEIT (subjektive Richtigkeit) der PK. Vom Gefühl her in der Gegenwart einschätzen.
„Auf der Skala zwischen 1 (völlig falsch) und 7 (völlig zutreffend), wie stimmig fühlt sich PK an?“: 1-2-3-4-5-6-7
GEGENWÄRTIGE EMOTIONEN zu dem gewählten Ausgangsbild/ -sinneseindruck finden
„Wenn Sie sich (AUSGANGSBILD) vorstellen und gleichzeitig NK denken welche Gefühle tauchen dann jetzt auf?: …
SUD: (Subjective Units of disturbance = subjektiver Belastungsgrad) bewerten
„Auf der Skala zwischen 0 (keine Belastung, neutral, ruhig) und 10 (maximale vorstelllbare Belastung), wie belastend fühlt sich das jetzt an?“:
0-1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
Wahrnehmen und lokalisieren der gegenwärtigen Körperempfindungen beim Gegenwärtigen des Ausgangbildes und gleichzeitig der NK.
„Was spüren Sie wo in Ihrem Körper?“: …
4.- Durcharbeiten/ Neuverarbeitung (erlebnismäßiges Wiedererleben).
Erinnerung an die Beobachterrolle und das Stopp- Signal.
Pat: Fokussierung auf die Innenwahrnehmung. Einstieg mit AUSGANGSBILD und gleichzeitig NK
„Blenden Sie aus, atmen Sie tief durch. Was ist zuletzt aufgetaucht?“
„Gehen Sie damit weiter!“
Pat beobachtet einfach.
Start der bifokalen Stimulierung
Fragt dann: „Tief durchatmen! Was war da?“
Durchführung der nötigen Anzahl wechselseitiger Stimulierungsserien.
Bei Blockaden: Einsatz von Zusatzstrategien zur Weiterführung des Verarbeitungsprozesses:
Kognitives Einweben: Zur Veränderung der blockierenden Perspektive.
• Erwachsenen-, Lösungs- oder Zukunftsperspektive durch Fragen, Kommentare oder Infos
• Positive Umdeutung der Blockierung
- Positive Selbstaussagen:
"Ich bin in Sicherheit."
"Ich kann die Situation bewältigen."
"Es liegt hinter mir."
- Realitätsprüfung:
"Wie wahrscheinlich ist es, dass dies wieder passiert?"
"Welche Beweise haben Sie dafür, dass Sie jetzt sicher sind?"
- Neubewertung des Ereignisses:
"Was haben Sie aus dieser Erfahrung gelernt?"
"Wie hat Sie das Überleben dieser Situation stärker gemacht?"
- Perspektivwechsel:
"Wie würden Sie einem Freund in dieser Situation raten?"
"Was würde ein mitfühlender Beobachter zu dieser Situation sagen?"
- Ressourcenaktivierung:
"Welche Stärken haben Ihnen geholfen, diese Situation zu überstehen?"
"Wer oder was hat Sie in schwierigen Zeiten unterstützt?"
- Zeitliche Orientierung:
"Das ist vorbei. Wo sind Sie jetzt?"
"Wie hat sich Ihr Leben seitdem verändert?"
- Körperliche Wahrnehmung:
"Wo in Ihrem Körper spüren Sie Kraft und Sicherheit?"
"Wie fühlt sich Ihr Körper an, wenn Sie an einen sicheren Ort denken?"
- Zukunftsorientierung:
"Wie möchten Sie in Zukunft mit ähnlichen Situationen umgehen?"
"Welche positiven Veränderungen können Sie in Ihrem Leben vornehmen?"
Erinnern an die Beobachterperspektive
Verlängern der Stimulierungsserie
Verändern der Stimulierung selbst (Tempo, Auslenkung, Richtung, Höhe, Modalität)
Fokus auf Körperempfindungen lenken
Fokus auf weitere Modalitäten lenken (visuell, auditiv, Dialog, Bewegungsimpuls)
Distanzieren und später wieder annähern (Bild variieren, Täter ohne Handlung, Glasswand)
Rückkehr zu einem Teilaspekt der Ausgangssituation
PK in die Ausgangssituation hineinnehmen
Überprüfen der PK
Rückkehr zur Ausgangssituation
Affektbrücke zu Ursprungserinnerungen schlagen
Blockierende Grundüberzeugungen erfragen
Sekundären Gewinn überprüfen
Imaginatives Einweben von Ressourcen
Erneute Überprüfung des Belastungsgrades: Stimulierungsunterbrechung nach dem Durcharbeiten zum Abfragen von SUD. 0-1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
5.- Verankerung in der imaginierten Ausgangssituation der positiven Selbstüberzeugung mittels bifokaler Stimulierung
Davor:
Überprüfen der PK
Entspricht die anfangs formulierte PK noch dem idealen Selbstbild der Klientin hinsichtlich der Ausgangssituation?
„Ist das der ideale Satz?“
Wenn ihr diese nicht mehr ganz ideal erscheint, dann eine neue PK erfragen!
VoC der neuen PK einschätzen!
A) Wenn VoC < 7 dann
• Neue Serie.
• Auf die AUSGANGSSITUATION (nicht Ausgangsbild) und gleichzeitig PK konzentrieren.
• Abfragen von SUD, Überprüfen der PK, VoC
B) Wenn VoC < 7 bleibt, dann nach der Ursache fragen!
Komplette Sitzung wenn:
SUD = 0
PK ideal
VoC = 7
Dann Verankerung
Inkomplette Sitzung (SUD > 0)
In diesem Falle, so beenden:
„Was ist das Positivste, das Sie jetzt über sich sagen können?“
„Sie haben gut mitgearbeitet und wichtige Fortschritte gemacht“.
Entspannung, Distanzierung (Sicherer Ort, Tresor).
„Die Entwicklung, die wir heute begonnen haben, kann sich nach der Sitzung fortsetzen. Es können neue Einsichten, Gedanken, Erinnerungen oder Träume auftreten. Wenn das geschehen sollte, nehmen Sie es einfach nur wahr, machen Sie eine innere Momentaufnahme und schreiben Sie es in ein Tagebuch. Mit diesem Material können wir das nächste Mal gut weiterarbeiten.
Dann VERANKERUNG:
„Halten Sie AUSGANGSSITUATION (nicht das Ausgangsbild/ -Sinneseindruck) und PK zusammen“.
„Stellen Sie sich die Ausgangssituation vor! Sagen Sie im Gedanken den PK“
Neue kurze Serie mit langsamen Augenbewegungen.
6.- Körpertest
Fokussieren der aktuellen Körperempfindungen bei gleichzeitiger Vorstellung der Ausgangssituation (nicht das Ausgangsbild) und der PK:
„Schließen Sie die Augen!
Stellen Sie sich die Ausgangssituation vor und sagen Sie (PK)!
„Erspüren Sie Ihren Körper von oben nach unten!“
Tauchen irgendwo Körperempfindungen auf? Nennen Sie sie!“
Wenn restliche körperlich spürbare Unstimmigkeiten der gefundenen Lösung (Verspannungen oder Missempfindungen auftreten), dann wieder Durcharbeiten oder Lichtstrahlmethode.
(Kein neues assoziatives aufgetauchtes Material aufgreifen)
„Wahrnehmen und So- sein- Lassen, was ist!“
Wenn Nicht, dann Abschluss.
7.- Abschluss zur Herstellung und Sicherung des emotionalen Gleichgewichts.
1/3 der Therapiezeit
Immer gleiches Abschlussritual
Z.B. Durchatmen, Aufmerksamkeit auf den Raum herum lenken. Mit einem begleitenden Bild, aussprechen: „Alles ist in Ordnung, wie es gerade ist“
Stühle zur normalen Position verrücken
Entspannungs-/ Distanzierungsübung:
Z.B. Der Sichere Ort oder die Tresor- Übung oder Licht- Strahl- Methode.
Nachbesprechung
Abschlussinformationen:
Der Verarbeitungsprozess kann in abgemilderter Form weiter gehen. Träume, Erinnerungen, Gedanken, verstärkte Symptome.
Im Tagebuch notieren!
Tagebuch mitbringen!
Nächsten 30 Minuten kein Auto fahren und geruhsam verbringen!
8.- Überprüfung in der nächsten Sitzung der Verarbeitung des Ausgangsthemas nach der kompletten Protokollbearbeitung.
Ist das Ausgangsthema der letzten Sitzung ganz verarbeitet?
SUD messen. 0-1-2-3-4-5-6-7-8-9-10
VOC einschätzen 1-2-3-4-5-6-7
Körpertest
(Ist neues zu bearbeitendes Material aufgetaucht?)
Die verminderte Belastung, die überprüft wird, ist bezogen:
• auf die Erinnerung,
• auf gegenwärtige Auslöser (gegenwärtige Reize oder Interaktionen anvisieren, Inhalte des Tagebuchs fokussieren, über Verhaltensveränderungen im Alltag berichten)
• und künftige Vorstellungen, die mit dem Ausgangsthema in Verbindung stehen:
• sich eine Begegnung mit einer Person vorstellen, die mit dem Trauma verbunden war
• sich eine bisher belastende Situation in der Zukunft vorstellen
• innerhalb von 14 Tagen nach der Bearbeitung des Zukunftsfilms, Realkonfrontationen mit bisherigen Auslösesituationen
Werden von der Klientin keine relevanten Träume, Erinnerungen oder Konflikte beschrieben, kann die bifokale Stimulierung als Suchprozess genutzt werden:
• AUSGANGSSITUATION der letzten Sitzung mit zugehörigen EMOTIONEN und NK wird vorgestellt
• SUD einschätzen: …
• VoC einschätzen: …
• Testverfahren: IES oder IES-R
Installation eines neuen Verhaltens:
• Sich das neue Verhaltensbild und die zugehörige PK vorstellen
• Gleichzeitig mehrere Stimulierungsserien
Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der EMDR-Methode (Eye-Movement-Desensitization and Reprocessing) zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung
Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie verabschiedete in der Sitzung vom 6. Juli 2006 das folgende Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der EMDR-Methode (Eye-Movement-Desensitization and Reprocessing) zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung:
1. Grundlagen der Begutachtung
Das Gutachten stützt sich auf folgende Unterlagen:
- Ein Gutachtenantrag, der durch die EMDRIA Deutschland e.V. (Fachgesellschaft für EMDR in Deutschland) im Januar 2005 eingereicht wurde,
- ergänzt durch insgesamt 21 Originalstudien zur EMDR bei Erwachsenen, die als kontrolliert und randomisiert bezeichnet werden, zwei kontrollierte nicht randomisierte Originalstudien und drei unkontrollierte Originalstudien. Der Antrag wurde ergänzt durch vier Meta-Analysen zur Wirkung von EMDR bei Erwachsenen, von denen zwei in Zeitschriften mit Peer-Review-Verfahren veröffentlicht sind. Ferner wurden vier kontrollierte und randomisierte sowie drei weitere Studien zur Anwendung der EMDR-Methode bei Kindern und Jugendlichen mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung eingereicht.
2. Gutachtenauftrag/Fragestellung
Gemäß dem Gutachtenantrag wird von der Fachgesellschaft EMDRIA-Deutschland e.V. in Zusammenarbeit mit der Sektion für Psychotraumatologie der Universität Heidelberg der Antrag gestellt, die EMDR-Methode als wissenschaftlich begründetes Verfahren anzuerkennen. Der Antrag ist begrenzt auf die Anwendung der EMDR-Methode bei Patienten mit der Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS; ICD10: F43.1; DSM-IV: 309.81).
Der Wissenschaftliche Beirat Psychotherapie nach § 11 PsychThG hat mit Beschluss vom 15.09.2003 festgelegt, dass er für die Entscheidung, ob ein Verfahren oder eine Methode die Kriterien für eine wissenschaftliche Anerkennung erfüllt, die Wirksamkeitsnachweise für definierte Anwendungsbereiche der Psychotherapie bei Erwachsenen bzw. bei Kindern und Jugendlichen prüft. Der Wirksamkeitsnachweis für einen Anwendungsbereich kann danach in der Regel dann als gegeben gelten, wenn in mindestens drei unabhängigen, methodisch adäquaten Studien die Wirksamkeit bei Störungen aus diesem Bereich nachgewiesen ist und mindestens eine Studie eine Katamneseuntersuchung mindestens sechs Monate nach Therapieabschluss einschließt, die den Therapieerfolg auch noch mindestens sechs Monate nach Therapieende nachweist.
Die üblicherweise in einem zweiten Schritt vorgenommene Prüfung, ob eine Empfehlung zur Zulassung als Verfahren zur vertieften Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten entsprechend § 1 Absatz 1 der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Psychologische Psychotherapeuten ausgesprochen werden kann, entfällt im Falle des hier begutachteten Antrags, da die wissenschaftliche Anerkennung nur für einen Anwendungsbereich der Psychotherapie bei Erwachsenen sowie einen Anwendungsbereich der Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen (Posttraumatische Belastungsstörung) gestellt wurde.
3. Definition
Gemäß dem Gutachtenantrag ist EMDR eine psychotherapeutische Methode, bei der durch bilaterale Stimulation die Verarbeitung traumatisch erlebter Erfahrungen ermöglicht wird. EMDR folgt einem achtphasigen Behandlungskonzept, dessen Kernstück ein Prozess ist, bei dem der Patient sich auf bestimmte Anteile seiner traumatischen Erinnerung konzentriert und gleichzeitig den Fingerbewegungen des Therapeuten folgend die Augen bewegt. Der Verarbeitungsprozess kann auch durch andere Formen der "bilateralen Stimulation" mit dem rhythmischen Berühren beider Hände oder durch wechselseitige Beschallung beider Ohren induziert werden. Es wird davon ausgegangen, dass dadurch ein "meist mit einer zügigen Entlastung verbundener assoziativer Verarbeitungsprozess ausgelöst" wird, in dem durch spontane Verbindungen von Erinnerungsbruchstücken aus dem traumatisierenden Ereignis mit Elementen aus dem biografischen Gedächtnis ("Kontextualisierung") oder einfaches Verblassen der traumatischen Erinnerung für viele Patienten eine affektive Entlastung spürbar wird.
4. Von den Antragstellern genannte Indikation
Die primäre Indikation für die Anwendung der EMDR ist die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) im Einzelsetting.
Als Kontraindikationen gelten laut Antragsteller "akute Psychosen sowie komorbide schwere dissoziative Symptome und komorbide schwere Persönlichkeitsstörungen". Darüber hinaus werden im Gutachtenantrag folgende weitere relative Kontraindikationen genannt: "fehlende soziale Sicherheit, insbesondere anhaltende Traumaeinwirkung oder anhaltender Täterkontakt; unzureichende Stabilität im körperlichen, sozialen und psychischen Bereich; akute körperliche Erkrankungen; akute psychiatrische Störungen; dekompensierte Angsterkrankung; schwere Depressionen mit akuter Suizidalität; aktiver Substanzmissbrauch".
5. Theorie
Die Theorie der EMDR stützt sich laut Antrag auf ätiologische Modelle der Entstehung posttraumatischer Symptome, die eine gestörte Informationsverarbeitung infolge traumatischer Ereignisse annehmen. Die Ätiologiemodelle gehen davon aus, dass traumatische Ereignisse mit dem Erleben extremer Hilflosigkeit und Ohnmacht einhergehen, die daraus resultierende Belastung führt zu einer Überforderung der psychischen Bewältigungs- und Verarbeitungsmechanismen. Die Modelle nehmen ferner an, dass Erinnerungen eine traumatische Qualität erreichen, wenn ihre Integration in das semantische Gedächtnis fehlschlägt. Daraus folgen separat registrierte, sensorische Elemente der Erfahrung, die unabhängig von dem Kontext, dem sie angehören, aktiviert werden können.
Modelle zur Wirksamkeit der EMDR-Methode stützen sich auf drei unterschiedliche Konzepte: zum einen wird vermutet, dass die EMDR-Behandlung zu einer Dekonditionierung wirksamer Auslöserreize beiträgt durch wiederholte imaginäre Exposition mit der belastenden Erinnerung, die im Rahmen der EMDR-Behandlung wiederholt und kontrolliert erfolgt. Des Weiteren werden in der Behandlung dysfunktionale Kognitionen bearbeitet. Durch Entspannungsinduktion über die bilaterale Stimulierung - so die Theorie - soll es zu einer beschleunigten Dekonditionierung kommen. Hypothesen zur Wirksamkeit der EMDR-Methode stützen sich in diesem Kontext auf psychophysiologische Befunde zur Orientierungsreaktion bei der Konfrontation mit neuen Reizen. Die für die EMDR-Methode spezifische bilaterale Stimulation soll zu einer länger ausgeprägten Orientierungsreaktion, gekoppelt mit einer parasympathischen Stimulierung führen, wodurch der aversive Reiz der traumatischen Erinnerung dann an einen nicht-aggressiven Entspannungsreiz gekoppelt würde.
Ein drittes Modell geht davon aus, dass durch repetitive parasympathische Stimulation eine Beschleunigung der Informationsverarbeitung erfolgt. Die wiederholten sakkadischen Augenbewegungen im Zusammenhang mit der EMDR-Behandlung sollen zu einer Vagusstimulierung führen, die durch einen reziproken Mechanismus einen Verarbeitungsmodus anstößt, der dem REM-Schlaf ähnlich ist.
6. Diagnostik
Neben einer sorgfältigen allgemeinen Diagnostik, die in der Psychotherapie generell üblich ist (biografische Anamnese, Sozialanamnese, aktueller psychopathologischer Befund, allgemeinmedizinisch-neurologische Untersuchung) halten die Antragsteller eine Diagnostik der Art der Traumatisierung und deren Bewältigung bzw. Konsequenzen, die Diagnostik von Komorbiditäten sowie eine störungsspezifische Diagnostik für notwendig, die eine reliable und valide Diagnose einer PTBS oder eines Teilsyndroms der PTBS zum Inhalt hat. Als Hauptgegenstände einer Prozessdiagnostik werden folgende Aspekte genannt: Sicherheit in körperlicher und sozialer Hinsicht, psychische Stabilität, Stabilität des Arbeitsbündnisses, Ausprägung von Übertragungsmanifestationen (unbeabsichtigtes Wiederholen dysfunktionaler Beziehungsmuster), Tendenz/Neigung, intrapersonale Konflikte bevorzugt handelnd zu lösen. Als besonders bedeutsam für eine EMDR-Behandlung wird die kontinuierliche Prüfung der Stabilität und äußeren Sicherheit des Patienten postuliert.
7. Wirksamkeitsnachweise bei Erwachsenen
Von insgesamt 21 unabhängigen randomisiert-kontrollierten Studien, die sich auf den Anwendungsbereich (Belastungsstörungen, F43) beziehen, können 13 nicht anerkannt werden, da entweder keine Effekte nachweisbar waren, keine Randomisierung durchgeführt worden war oder andere Einschränkungen der methodischen Studienqualität festzustellen waren (zu kleine Stichproben, keine echte Kontrollgruppe, keine standardisierten Instrumente, Patienten weisen keine PTBS auf) [1]. Fünf nicht-randomisierte Vergleichsstudien sowie drei nicht-kontrollierte Studien können aus diesen Gründen ebenfalls nicht anerkannt werden.
Die Wirksamkeit der EMDR-Methode bei Patienten mit PTBS - in einigen Studien allerdings vergleichbar mit den Effekten einer Expositionsbehandlung - belegen acht Studien (Nr. 5, 6, 9, 10, 11, 13, 18, 19). Da mindestens eine Studie vorliegt (Nr. 19), in der eine Katamnese von mindestens sechs Monaten durchgeführt und die Stabilität der Effekte belegt wurde, sind die vom Wissenschaftlichen Beirat festgelegten Kriterien für die Anerkennung in dem Anwendungsbereich 3 (Belastungsstörungen, F 43) erfüllt. Es ist allerdings anzumerken, dass der wissenschaftliche Nachweis für die Wirksamkeit der für die EMDR spezifischen Techniken (insbesondere der bilateralen Stimulation) bisher nicht eindeutig erbracht ist. Die beiden in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlichten Meta-Analysen (Nr. 33, 35) kommen eher zu dem Schluss, dass die EMDR-Methode im Vergleich zu Kontrollbedingungen und Behandlungen ohne Traumaexposition wirksam ist, dass aber kein systematischer Unterschied zu Expositionsbehandlungen nachgewiesen werden konnte.
8. Wirksamkeitsnachweise bei Kindern und Jugendlichen
Von den insgesamt sieben eingereichten Studien zur Wirksamkeit der EMDR-Methode bei Kindern und Jugendlichen mit der Diagnose einer Posttraumatischen Belastungsstörung erfüllt nur eine Studie (Nr. 28) das methodische Mindestkriterium einer Vergleichsgruppe. Die Aussagekraft dieser Studie ist durch eine geringe Stichprobengröße eingeschränkt. Unter methodischen Gesichtspunkten ist bei dieser Studie ferner problematisch, dass der klinische Status der Patientinnen als Folge sexuellen Missbrauchs zwar wahrscheinlich ist, jedoch keine differenzierte Diagnostik durchgeführt worden war. In dieser Untersuchung an 14 iranischen Mädchen erwies sich die EMDR-Methode gegenüber der "cognitive-behavioral therapy" (CBT) als vergleichbar wirksam. Eine weitere Studie (Nr. 29) mit Vergleichsgruppe ist bislang nur als Poster auf einem Kongress publiziert worden und kann mangels detaillierter Angaben nicht als Wirksamkeitsnachweis gewertet werden. Es liegen keine Katamnese-Untersuchungen vor, die den Therapieerfolg auch noch mindestens sechs Monate nach Therapieende nachweisen. Insgesamt kann daher die wissenschaftliche Anerkennung der EMDR-Methode bei Kindern und Jugendlichen für diesen Anwendungsbereich nicht festgestellt werden.
9. Anwendung in der Praxis
Die EMDR-Methode hat sich in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum verbreitet und wird sowohl in ambulanten als auch stationären Einrichtungen mit einer Spezialisierung für die Behandlung von Traumaopfern - eingebettet in einen verfahrensspezifischen Behandlungsplan - angewandt.
10. Aus- und Weiterbildung
Zur EMDR existieren in Deutschland Ausbildungsinstitute und Ausbildungscurricula. Zum Erlernen und zur eigenverantwortlichen Anwendung der EMDR-Methode ist eine abgeschlossene, staatlich anerkannte Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin bzw. zum Psychologischen Psychotherapeuten, zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin bzw. zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten oder eine abgeschlossene ärztliche psychotherapeutische Weiterbildung unbedingte Voraussetzung.
11. Zusammenfassende Stellungnahme
Der wissenschaftliche Beirat Psychotherapie stellt zusammenfassend fest, dass die EMDR-Methode bei Erwachsenen als Methode zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung als wissenschaftlich anerkannt gelten kann.
Die EMDR-Methode kann nicht als Verfahren für die vertiefte Ausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten entsprechend § 1 Abs. 1 der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Psychologische Psychotherapeuten empfohlen werden, da sie nicht für die geforderte Mindestzahl von fünf der 12 Anwendungsbereiche der Psychotherapie bei Erwachsenen des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie bzw. für mindestens vier der acht klassischen Anwendungsbereiche als wissenschaftlich anerkannt gelten kann.
Für die Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung im Kindes- und Jugendalter liegen zwar aus einer anerkannten Studie begründete Hinweise für die Wirksamkeit der EMDR-Methode vor. Insgesamt ist jedoch die Anzahl der Studien für eine wissenschaftliche Anerkennung der EMDR-Methode bei Kindern und Jugendlichen für den Bereich der posttraumatischen Belastungsstörungen nicht ausreichend. Bei Kindern und Jugendlichen kann für keinen Anwendungsbereich der Psychotherapie die wissenschaftliche Anerkennung der EMDR-Methode festgestellt werden.
Die EMDR-Methode kann nicht als Verfahren für die vertiefte Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten entsprechend § 1 Abs. 1 der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten empfohlen werden, da sie nicht für die geforderte Mindestzahl von vier der acht Anwendungsbereiche der Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen des Wissenschaftlichen Beirats Psychotherapie bzw. für mindestens drei der fünf klassischen Anwendungsbereiche als wissenschaftlich anerkannt gelten kann.
Berlin, den 6. Juli 2006
Prof. Dr. Gerd Rudolf
(Vorsitzender)
Prof. Dr. Dietmar Schulte
(Stellvertretender Vorsitzender)
Korrespondenzadressen:
Bundespsychotherapeutenkammer
Klosterstraße 64
10179 Berlin
(Geschäftsführung des WBP der zweiten Amtsperiode)
Bundesärztekammer
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin
Posttraumatische Belastungsstörungen: EMDR als Methode in der Psychotherapie anerkannt
Berlin, 16. Oktober 2014 – Für die Behandlung gesetzlich krankenversicherter Patientinnen und Patienten, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden, steht zukünftig eine weitere psychotherapeutische Methode zur Verfügung. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat am Donnerstag in Berlin einen entsprechenden Beschluss gefasst, der vorsieht, dass Eye-Movement-Desensitization and Reprocessing (EMDR) als Behandlungsmethode im Rahmen eines umfassenden Behandlungskonzeptes der Verhaltenstherapie, der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie oder der analytischen Psychotherapie angewendet werden kann.
„Patienten, die durch Ereignisse und Erfahrungen wie beispielsweise Vergewaltigung, Krieg, Entführung und Folter traumatisiert sind, steht mit EMDR eine weitere Methode in der ambulanten Psychotherapie zur Verfügung. Angesichts gravierender Symptome wie Angst und Suizidgedanken und erheblicher psychischer Begleiterkrankungen, unter denen Patienten mit PTBS zu leiden haben, ist dies sehr zu begrüßen“, so Dr. Harald Deisler, unparteiisches Mitglied im G-BA und Vorsitzender des Unterausschusses Psychotherapie. „Der Nutzen der EMDR bei der Behandlung von Erwachsenen mit PTBS erwies sich im Bewertungsverfahren des G-BA als wissenschaftlich belegt.“
Die Behandlungsmethode EMDR kann auch bei der Verarbeitung weiterer als traumatisch erlebter Ereignisse und Erfahrungen, wie beispielsweise nach Unfällen oder der Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit, angezeigt sein. Das Kernstück der Behandlung bildet nach der Begründerin, der US-Amerikanerin Francine Shapiro, die „Desensibilisierung“. Dabei soll durch kurzzeitiges Inkontakttreten mit der belastenden Erinnerung bei gleichzeitiger bilateraler Stimulation wie rhythmische Augenbewegungen, Töne oder kurze Berührungen etwa des Handrückens die Blockierung aufgehoben und eine zügige Verarbeitung der belastenden Erinnerung ermöglicht werden.
Der G-BA bewertet psychotherapeutische Behandlungsformen – ebenso wie andere medizinische Methoden – nach einem festgelegten Verfahren. Überprüft wird dabei, ob psychotherapeutische Verfahren, Methoden oder Techniken medizinisch notwendig und wirtschaftlich sind und ob sie für Patientinnen und Patienten einen wissenschaftlich belegten Nutzen haben.
Der Beschluss wird dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) zunächst zur Prüfung vorgelegt und tritt nach erfolgter Nichtbeanstandung und Bekanntmachung im Bundesanzeiger in Kraft.
Kontakt Egon Molineus
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